Wir danken unseren Trainer Quirin Zangl für die aufschlußreiche Facharbeit über Taekwondo! :-)

A) Einführung in die koreanische Kampfkunst Taekwondo

 

Millionen Menschen weltweit trainieren heute Taekwondo, die uralte und zugleich moderne koreanische Kampfkunst aus den verschiedensten Motiven heraus und mit den unterschiedlichsten Erwartungen.

Viele möchten lernen, sich selbst zu verteidigen, andere wollen ihre Gesundheit durch einen gut trainierten Körper verbessern und einige sind einfach nur von der Ästhetik des Taekwondo fasziniert und haben den Wunsch, die Bewegungen selbst zu beherrschen. Viele Ausübende dieser Kampfkunst haben sich als Ziel gesetzt, zu tieferen Erkenntnissen durch die Philosophie des Taekwondos zu kommen, was ein langes und hartes Training voraussetzt.

Taekwondo ist eine hervorragende Möglichkeit, seinen Körper und seinen Geist zu trainieren, was in dieser Arbeit dargestellt werden soll.

 

Der Begriff Taekwondo besteht aus drei altkoreanischen Wörtern, die das Wesen dieser Kampfkunst kurz und prägnant ausdrücken:

Tae: bedeutet springen, mit dem Fuß schlagen und beschreibt alle Fußtechniken des Taekwondo

Kwon: beschreibt alle Handtechniken, sie bestehen aus Block-, Schlag- und Greiftechniken

Do: hat die sinnbildliche Bedeutung der geistigen Entwicklung, des „Weges“ und soll verdeutlichen, dass nicht nur körperliches Training, sondern auch eine intensive geistige Auseinandersetzung mit dem eigenen Bewußtsein erforderlich ist, um diese Kampfkunst zu erlernen.

Das moderne Taekwondo besteht aus fünf Disziplinen, die es zu beherrschen gilt, um ein Meister dieser Kampfsportart zu werden:

Theorie

Hier wird der Schüler in die Geschichte der Kampfkunst eingewiesen, lernt koreanische Fachausdrücke, Regeln, Vorschriften und das richtige Verhalten inner- und außerhalb des Dojang (Übungsraum, Ort der „Erleuchtung“).

Formen (Poomse)

Poomse sind vorgegebene Übungsformen, die aus Schritt-, Schlag- und Blocktechniken bestehen. Beim Laufen einer Poomse kämpft der Taekwondoin gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner. Charakteristisch für alle Formen ist, daß sie an dem Punkt aufhören, an dem sie begonnen wurden.

Wettkampf

Im Wettkampf treten zwei gleichwertige Sportler (Einteilung in Gewichts- und Leistungsklassen) im freien Kampf gegeneinander an. Diese Kämpfe werden mit vollem Kontakt ausgeführt und unterliegen strengen Regeln. Die Wettkämpfer müssen dabei eine vorgegebene Schutzausrüstung tragen.

Bruchtest

Beim Bruchtest gilt es, bestimmte Materialien (Holz, Eis, Ziegel) mit einer Schlagtechnik zu zerstören. Der Test dient der Überprüfung der Fähigkeiten des Taekwondoin.

Selbstverteidigung

Hierbei lernt der Sportler, sich mit seinen Techniken gegen freie Angriffe (meistens aus der nahen Distanz, wie z.B. ein Würgegriff), die auch mit Waffen erfolgen können, zu verteidigen. Die Selbstverteidigung dient speziell der Verteidigungsfähigkeit im Nahkampf, wie sie bei Notwehrsituationen oft gebraucht wird.

 

 

B) Taekwondo- Geschichtliche Entwicklung und Anforderungsprofil einer asiatischen Kampfsportart

Geschichtliche Entwicklung des Taekwondo

 

Die Geschichte des Taekwondo beginnt etwa zur gleichen Zeit wie unsere Zeitrechnung. Sie ist äußerst wechselvoll, genauso wie die Geschichte seines Herkunftlandes, Korea, mit der sie eng verbunden ist. Die Geschichte dieser Kampfkunst wird im weiteren erläutert.[1]

 

 

1. Die Ursprünge

 

Die ältesten Dokumente über die Ausübung von Taekwondo stammen aus der Zeit des Königreichs Koguryo, das 37. v.Chr. südlich der Mandschurei gegründet wurde. Die dort gefundenen Grabgemälde zeigen zwei Kämpfer, die sich in typischer Taekwondo- Stellung gegenüberstehen, oder einzelne Männer beim Ausführen von Taekwondo- Techniken, die heute noch gebräuchlich sind, was das Alter dieser Kampfkunst beweist. Es ist anzunehmen, dass bereits lange bevor die Gräber bemalt wurden, in Koguryo eine Kampfkunst verbreitet war, die dem heutigen Taekwondo als Vorbild und Grundlage diente.

Zu dieser Zeit bestand das heutige Korea noch aus zwei weiteren Königreichen, Silla, das 57. v.Chr. und Paekche, das 18 v.Chr. gegründet wurde.

Es ist historisch belegt, daß die ersten Vorläufer des Taekwondo in Koguryo zu finden sind, jedoch wird das Wachstum und die Weiterentwicklung der koreanischen Kampfkünste den adeligen Kriegern Sillas zugeschrieben. Diese elitären Ritter wurden mit dem Namen Hwarang bezeichnet, was „aufblühende Jugend“ bedeutet. Dieser Name ist auf die Mitglieder der Gruppe zurückzuführen, sie bestand aus jungen Männern aristokratischer Herkunft. Die Hwarang durchliefen eine harte und umfassende Ausbildung in Geschichte, den Lehren des Konfuzius, buddhistischer Sittenlehre, Ethik, Reiten, Schwertkampf und Bogenschießen. Eine besonders gründliche Ausbildung erhielten die jungen Ritter in der waffenlosen Kampfkunst, die bei ihnen Taekyon genannt wurde mit ihren ausgeprägten Fußtechniken dem gegenwärtigen Taekwondo sein Erscheinungsbild verlieh.

Schriftliche Dokumente aus dieser Zeit der Hwarang- Ritter weisen ebenfalls auf einen Vorgänger des Taekwondo hin, der unter dem Namen Kwonbaek bekannt war.

Um 918 n.Chr. entstand aus dem Zusammenschluß von Silla und Paekche das Königreich Koryo, dessen Name noch in der heutigen Bezeichnung Korea enthalten ist. Es ist historisch belegt, dass eine dem Taekwondo ähnliche Kunst dort unter dem Namen Subakhi als Nationalsport betrieben wurde.

Seit dem sechsten Jahrhundert n.Chr. dürften auch chinesische Mönche, die den Buddhismus verbreiteten, mit ihrem Shaolin- Tempelboxen - philosophisch gespiegelt in den Schriften des Lao- Tse und heute in seiner höchstentwickelten Form unter dem Begriff Kung- Fu bekannt - andere nationale Kampfkünste beeinflußt haben.

Einen genauso starken Einfluß auf die Entwicklung des Taekwondo hatten auch japanische Kampfkünste wie Karate oder Jujutsu, deren Techniken immer wieder durch japanische Besetzungen zu Meistern auf der koreanischen Halbinsel gelangten und mit eigenen Techniken vereint wurden. (Der Begründer des modernen Taekwondo, Choi Hong- Hi, ist selbst auch Meister des Karate.)

Noch heute sind im Taekwondo viele geradlinige Bewegungen, die typisch für japanische Stile sind und viele runde Bewegungen, die auf chinesische Stile zurückzuführen sind, erkennbar.

 

2. Die Neuzeit

 

Nach dem Zusammenschluß der Königreiche Koguryo und Koryo (aus Silla und Paekche) begann man in Korea, die verschiedenen Kampfkünste zu systematisieren und 1790 entstand das erste illustrierte Buch.

Im Lauf der folgenden Jahrhunderte geriet Taekwondo jedoch in Vergessenheit, nur wenige Meister übten weiterhin die damals bekannten Kampfkünste aus. Erst nach dem zweiten Weltkrieg begannen sich die verschiedenen Gruppen zu organisieren. Aus der Vielzahl der bestehenden Schulen (neun Stilrichtungen wie z.B. Mudokwan, Handokwan, Jidokwan, etc.) entstand das moderne Taekwondo (zunächst unter den Namen Taesoodo und Tangsoodo) als Synthese der althergebrachten koreanischen Stilrichtungen.

Die Verdienste für die folgende weite Verbreitung, vor allem aber für die Pflichteinführung beim koreanischen Militär sowie die Namensgebung gebühren General a.D. Choi Hong- Hi. Unter seiner Leitung wurde die „International Taekwondo Federation“ (ITF) gegründet.

Nach dem Koreakrieg brachten die Amerikaner Taekwondo in die USA, von dort verbreitete sich diese Kampfkunst über die ganze Welt.

Anläßlich der ersten Weltmeisterschaft 1973 wurde die „World Taekwondo Federation“ (WTF) mit ihrem Zentrum, dem Kukkiwon, in Seoul / Südkorea, gegründet. 1973 fanden die ersten Europameisterschaften in Barcelona statt und die „Europäische Taekwondo Union“ (ETU) wurde gegründet. 1988 und 1992 war Taekwondo Demonstrationswettbewerb bei den Olympischen Spielen. Den Höhepunkt der bisherigen sportlichen Entwicklung setzte sicherlich die offizielle Teilnahme an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney.

 

Nach der Erläuterung der Geschichte dieser Kampfkunst soll nun näher auf die konditionellen und koordinativen Anforderungen des Taekwondo eingegangen werden, die das Grundgerüst des Taekwondo darstellen.

 

 

1. Konditionelle Anforderungen

 

Unter Kondition versteht man die körperlichen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und die gemischt koordinativ- konditionelle Fähigkeit Beweglichkeit. Die konditionellen Grundfähigkeiten werden im folgenden mit ihrem Bezug zum Taekwondo näher erläutert.

 

 

1.1. Kraft

 

Kraft im Sport ist die Fähigkeit des Nerv- Muskelsystems, durch Innervations- und Stoffwechselprozesse mit Muskelkontraktionen Widerstände zu überwinden (konzentrische Arbeit), ihnen entgegenzuwirken (exzentrische Arbeit) oder sie zu halten (statische Arbeit).“ [2]

Die konditionelle Grundeigenschaft Kraft wird in die Maximalkraft, die Kraftausdauer, die Schnellkraft und die Reaktivkraft eingeteilt. Die für das Taekwondo wichtigen Kraftarten sind die Schnellkraft und die Kraftausdauer, die beiden anderen Arten spielen eine untergeordnete Rolle.

 

„Nach Harre ist die Schnellkraft die Fähigkeit des Nerv- Muskelsystems, Widerstände mit einer hohen Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden.“ [3]

Die Schnellkraft besteht aus zwei verschiedenen Komponenten, der Startkraft, die am Beginn der Bewegung auftritt und der Explosivkraft, die im Verlauf der Bewegung in Erscheinung tritt.

 

 

Die Startkraft ist die Fähigkeit, schon zu Beginn einer Kontraktion einen hohen Kraftwert zu erreichen. Zur schnellen Ausführung einer Schlagtechnik ist ein schneller Beginn unablässlich, deswegen ist die Startkraft für die Bewegungen des Taekwondo wichtig.

Die Explosivkraft ist der Kraftanstieg pro Zeiteinheit und bezeichnet somit den Anstieg der Muskelkontraktionsschnelligkeit nach Beginn einer Bewegung. Diese Kraftart tritt z.B. auf, wenn der Sportler eine Technik im Sprung ausführt (z.B. den Seitwärtstritt im Sprung), hierbei müssen die am Absprung beteiligten Beinmuskeln (hier Oberschenkelstrecker, Wadenmuskeln und Gesäßmuskeln) explosionsartig kontrahieren, um eine möglichst hohe Sprunghöhe zu erreichen.

Schnellkraft wird im Taekwondo nur durch die eigentliche schnelle Ausführung der Taekwondo– Techniken trainiert. Schnellkrafttraining mit Gewichten ist im Taekwondo unüblich, da der leistungsbegrenzende Faktor, nämlich die schnelle Leitfähigkeit der motorischen Nerven, die die Muskeln innervieren, durch spezielles Training der Schnellkraft nicht verbessert werden kann.

Krafttraining für das Taekwondo konzentriert sich darauf, die energetische Versorgung der Muskeln zu optimieren sowie die intra- und intermuskuläre Koordination zu schulen.

 

Damit der Sportler seine Kraftleistungen z.B. über ein ganzes Training mit einer optimalen Intensität erbringen kann, benötigt er eine gut ausgeprägte Kraftausdauer.

„Kraftausdauer ist nach Harre die Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung bei lang andauernden Kraftleistungen.“ [4] Die Kraftausdauer wird in die dynamische und die statische Kraftausdauer eingeteilt. Dynamische Kraftausdauer bezeichnet die Fähigkeit, Kraftleistungen bei Bewegungen über einen bestimmten Zeitraum zu erbringen, statische Kraftausdauer beschreibt diese Fähigkeit für einen ruhigen Zustand.

Statische Kraftausdauer wird im Taekwondo meist nur sehr kurzzeitig benötigt, z.B. zum Verharren in einer tiefen Schrittstellung oder zum Halten des gestreckten Beins am Ende einer Trittechnik. Durch die Ausführung der Taekwondo- Techniken wird sie fast immer genügend geschult, so daß sie nicht extra trainiert werden muß.

Die Kraftausdauer wird durch die zwei verschiedenen Energiebereitstellungsarten unterschieden, die anaerobe Bereitstellung (für kurzzeitige, intensive Belastungen, ohne Sauerstoffverbrauch) und die aerobe Bereitstellung (für längere Belastungen, die unter Sauerstoffverbrauch erfolgen).

Die anaerobe Energiebereitstellung spielt im Taekwondo eine wichtigere Rolle als die aerobe Energiebereitstellung, da meist kurze, intensive Leistungen, wie z.B. eine Serie von einigen Fußtechniken, erbracht werden. „Ein Taekwondo- Sportler benötigt anaerobe Kraftausdauer.“ [5]

Das bedeutet, die Energiebereitstellung für hohe Belastungen, die nicht lange anhalten (z.B. Kombinationen von bis zu fünf Schlägen hintereinander in einem Wettkampf), ist der leistungslimitierende Faktor im Taekwondo.

Die Kraftausdauerleistungen müssen jedoch auch über einen längeren Zeitraum (z.B. ein Wettkampf, der zehn Minuten dauert) gehalten werden, wofür dann die aerobe Energiebereitstellung in den Vordergrund rückt.

Zur Verbesserung der für das Taekwondo spezifischen Kraftausdauer empfiehlt sich ein im folgenden näher beschriebenes Krafttraining mit Gewichten.

„Anaerobe Kraftausdauer, die im Taekwondo gebraucht wird, ist durch Muskelausdauer hoher Intensität charakterisiert und durch relativ hohe Wiederholungen (10 bis 20) mit niedrigen Gewichten (ca. 30% der Maximalkraft). Die Toleranz gegenüber der Milchsäure kann durch kurze Ruheperioden während der Kraftübungen (kürzer als eine Minute) trainiert werden, was dazu führt, dass die Milchsäurekonzentration im Körper ansteigt.“ [6] Durch die erhöhte Milchsäuretoleranz, die neben der Nährstoffversorgung des Muskels der leistungslimitierende Faktor ist, hat der Sportler eine optimierte anaerobe Kraftausdauer.

 

Eine weitere Krafttrainingsform, die im Taekwondo aber eher selten angewandt wird, ist das isometrische Krafttraining. Es wird nicht so häufig praktiziert, weil durch das Trainieren von Taekwondo- Techniken die statische Kraftfähigkeit meist genug ausgebildet ist (man steht zwangsläufig im Training längere Zeiten in tiefen Schrittstellungen). Außerdem leidet unter speziellem isometrischen Krafttraining die Muskelelastizität (Lockerheit und Dehnfähigkeit) und es tritt eine schnelle, unerwünschte Muskelquerschnittszunahme ein, was eventuell zu einem erhöhten Gewicht führt (Gewichtszunahme ist schlecht für einen Wettkämpfer, der in einer bestimmten Gewichtsklasse starten möchte). Jedoch wird die  Kapillarisierung des Muskels nicht verbessert, womit keine gute Energieversorgung gewährleistet ist.

Das isometrische Krafttraining ist aber sehr gut zur Rehabilitation nach einer Verletzung geeignet, da man damit einzelne Muskelgruppen gezielt trainieren kann und der Kraftzuwachs sehr hoch ist.

 

 

1.2. Ausdauer

 

Ausdauer- als komplexe motorisch- konditionelle Fähigkeit- wird definiert als Fähigkeit, einer sportlichen Belastung physisch und psychisch möglichst lange widerstehen zu können (d.h. eine bestimmte Leistung über einen möglichst langen Zeitraum aufrecht erhalten zu können) und / oder sich nach sportlichen (psychophysischen) Belastungen möglichst rasch zu erholen.“ [7]

Jeder Taekwondo- Wettkämpfer braucht Ausdauer, um sein Leistungsniveau in einem Kampf bis zum Schluß aufrecht zu erhalten. Das gleiche gilt natürlich für Sportler, die an Formenwettkämpfen teilnehmen. In einer bewegungstechnisch sehr anspruchsvollen Kampfkunst wie Taekwondo ist eine gut ausgebildete Ausdauer Vorraussetzung, um die Bewegungsabläufe zu stabilisieren und möglichst fehlerfrei darbieten zu können. Müdigkeit setzt zwangsläufig die Bewegungspräzision herab, die Techniken werden dadurch schlechter ausgeführt. Deswegen muß man der schnellen Ermüdung durch eine gute Ausdauer entgegenwirken.

Besonders der Schutz vor Verletzungen ist meist nur durch eine gute Ausdauer, die sich in einer lang anhaltenden Konzentration des Kämpfers zeigt, gewährleistet. „Auch im Rahmen der Verletzungsprophylaxe ist Ausdauer wichtig. Je müder der Sportler wird, desto leichter schleichen sich Fehler in seine Technikausführung ein, was zu Verletzungen führt, wie z.B. Muskelzerrungen, Sprunggelenkverstauchungen, Überstreckung des Kniegelenks. Es kann auch zu Verletzungen als Ergebnis mißlungener Abwehrmanöver kommen.“ [8]

 

Weiterhin ist Ausdauer notwendig, um den Wiederherstellungsprozess (z.B. Abbau von Stoffwechselprodukten) nach Trainings- und Wettkampfbelastungen zu beschleunigen.

 

Die konditionelle Grundeigenschaft Ausdauer wird in die aerobe und die anaerobe Ausdauer eingeteilt.

Bei aeroben Ausdauerbelastungen wird die zur Bewegung nötige Energie unter Sauerstoffverbrauch erzeugt. Typische aerobe Belastungen haben eine lange Dauer (länger als zwei Minuten) und werden mit einer eher niedrigen Intensität betrieben.

Die anaerobe Energiebereitstellung erfolgt ohne Sauerstoffverbrauch, jedoch fällt hierbei Lactat (Milchsäure) in den Muskeln an, was sie schnell ermüden läßt. Anaerobe Belastungen dauern eher kurz (weniger als zwei Minuten) und haben meist eine hohe Intensität.

Relativer Beitrag des anaeroben und aeroben Systems zur Gesamtenergieerzeugung (aus Pieter, W. / Heijmans, J.: Taekwondo. Technik / Training / Selbstverteidigung, S. 77)

 

Eine zeitliche Einteilung der Ausdauer erfolgt in die Kurzzeit-, die Mittelzeit- und die Langzeitausdauer.

Kurzzeitausdauerbelastungen dauern bis zu zwei Minuten, die Energie wird hierbei fast ausschließlich anaerob bereitgestellt. Eine typisch anaerobe Belastung im Taekwondo ist z.B. das Laufen einer Form, was ungefähr eineinhalb Minuten dauert.

Mittelzeitausdauerbelastungen dauern zwei bis zehn Minuten, hierbei ist das Verhältnis zwischen aerober und anaerober Energiebereitstellung ausgeglichen. Im Taekwondo tritt dieser Ausdauertyp z.B. bei Wettkämpfen auf, die entweder drei mal zwei Minuten mit je 30 Sekunden Pause oder drei mal drei Minuten mit je einer Minute Pause dauern.

Langzeitausdauerbelastungen dauern länger als zehn Minuten, wobei die Energie fast ausschließlich über das aerobe System geliefert wird. Dieser Ausdauertyp wird im Taekwondo benötigt, um eine Trainingseinheit (ca. eineinhalb Stunden) auf möglichst hohem Niveau zu absolvieren.

Die beste Trainingsart zur Verbesserung der Ausdauer im Taekwondo ist das Jogging, weil hierbei einige Beinmuskeln so beansprucht werden, wie sie im Taekwondo eingesetzt werden, im Gegensatz zu anderen Ausdauersportarten wie z.B. Schwimmen oder Radfahren.

Zum Training der aeroben Ausdauer sollte man dreimal in der Woche 20 bis 30 Minuten Laufen gehen. Hierbei wird gleichmäßig in mittelschnellem Tempo (keine Sprints) ohne Pausen gelaufen.

Zur Verbesserung der anaeroben Ausdauer empfiehlt sich das Intervalltraining, das am besten dreimal pro Woche durchgeführt wird. Hierbei belastet sich der Sportler für kurze Zeit sehr stark und erholt sich anschließend wieder, um sich dann wieder zu belasten. Der Trainierende könnte z.B. 500 Meter locker traben, dann 100 Meter sprinten und diese Übung achtmal wiederholen.

 

 

1.3. Schnelligkeit

 

„Im Sport versteht man unter Schnelligkeit die Fähigkeit, Bewegungen in minimaler Zeit auszuführen. Man unterscheidet azyklische Schnelligkeit bei schnellen motorischen Einzelaktionen und zyklische Schnelligkeit bei Bewegungen, die ein Bewegungsmuster ständig wiederholen.“ [9]

Da man im Taekwondo fast nur motorische Einzelaktionen ausführt, benötigt man die azyklische Schnelligkeit. Bei der Ausführung einer Taekwondo- Technik wird eine einzige Bewegungshandlung (z.B. Seittritt) ausgeübt. Ständige, aneinandergereite Wiederholungen der selben Bewegung treten im Taekwondo nicht auf, man braucht also nicht die dafür nötige zyklische Schnelligkeit.

Die konditionelle Grundeigenschaft Schnelligkeit beruht auf den Fähigkeiten, Informationen möglichst schnell zu verarbeiten und Bewegungen in kürzester Zeit auszuführen. Dieser Zusammenhang tritt im Taekwondo ständig bei den verschiedensten Kampfaktionen auf. Ein Wettkämpfer sieht z.B. einen gegenwärtigen Halbkreisfußtritt als Angriff seines Partners, verwertet diese Information möglichst schnell und reagiert mit einer entsprechenden Kontertechnik (z.B. Rückwärtstritt).

 

Eine weitere Differenzierung des Schnelligkeitsbegriffs erfolgt in die Grund- und die Komplexschnelligkeit.

„Grundschnelligkeit bezeichnet Komponenten der Schnelligkeitsleistung, die durch keine andere motorische Hauptbeanspruchungsform beeinflußt werden.“[10]

Darunter fallen die Reaktionsschnelligkeit, die sich im Taekwondo meist durch schnelles Reagieren auf optische Reize äußert und die Koordinationsschnelligkeit, die sich bei den azyklischen Taekwondo- Bewegungen in der Geschwindigkeit des Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus zeigt. Zur schnellen Ausführung jeder Taekwondo- Technik müssen die entsprechenden Muskelgruppen explosionsartig kontrahieren. Führt man z.B. einen Spanntritt rasch aus werden die Oberschenkel- Strecker erst vorgedehnt (Vorbereitungsphase der Bewegung) und kontrahieren dann blitzartig. (= Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus)

„Komplexschnelligkeit findet man im Zusammenhang mit anderen  psychischen oder physischen Fähigkeiten.“ [11]

Sie beinhaltet die Handlungsschnelligkeit, die z.B. allen bei Kampfaktionen gebraucht wird. Um Bewegungen in einem Kampf erfolgreich zu koordinieren benötigt man eine sehr gute Beweglichkeit und allgemeine Koordination.

Desweiteren ist die azyklische Bewegungsschnelligkeit auch der Komplexschnelligkeit zuzuordnen. Sie ist nötig, um komplette motorische Einzelaktionen, wie z.B. einen Drehtritt auszuführen.

 

Die Belastungsstruktur beim Schnelligkeitstraining ist durch hohe, relativ kurzzeitige Intensität und Pausen gekennzeichnet, so daß eine weitgehende Erholung sichergestellt ist, jedoch die Arbeitsbereitschaft des Nervensystems (Erregbarkeit) nicht zu stark absinkt, bevor die nächste Belastung einsetzt.

Im Taekwondo- Training werden die erforderlichen Kraft- und Ausdaueranteile zunächst erarbeitet, um dann mittels Spezial- und Wettkampfübungen in einem komplexen Schnelligkeitstraining zur disziplinspezifischen Ausprägung gebracht werden. Man baut also das Schnelligkeitstraining auf einer bereits vorher vorhandene Ausdauer und Kraft auf.. Ein Wettkämpfer würde also die Schnelligkeit der für ihn relevanten Wettkampf- Techniken trainieren; ein Formenläufer z.B. die Schnelligkeit seiner Bewegungen, um dynamischer zu wirken.

Beim Schnelligkeitstraining werden spezielle Technikübungen zur Verbesserung der Beschleunigungsfähigkeit ausgeführt (z.B. schneller Kniehub zur Geschwindigkeitssteigerung beim Vorwärtstritt). Die Übungen, die sechs bis zehn Sekunden dauern und mit maximaler Intensität ausgeführt werden, werden vier bis zwölfmal wiederholt. Diese Übungen sollten einmal pro Woche ausgeführt werden, man führt drei bis fünf Serien mit Pausen von je zwei bis vier Minuten dazwischen durch.

 

 

1.4. Beweglichkeit

 

Beweglichkeit ist die Fähigkeit eines Menschen, Bewegungen mit großer Schwingungsweite in einem oder mehreren Gelenken ausführen zu können. Man unterscheidet dabei:

-          Gelenkigkeit als Beweglichkeit der Gelenke und deren Gelenkkapseln;

-          Dehnfähigkeit als Beweglichkeit der beteiligten Muskeln, Sehnen und Bänder.“[12]

 

Die motorische Grundfähigkeit Beweglichkeit nimmt im Taekwondo einen sehr hohen Stellenwert ein, ohne eine gut ausgeprägte Beweglichkeit sind effektive Taekwondo- Techniken nicht durchführbar (z.B. ein Fußtritt zum Kopf wäre nicht möglich).

Für die vielfältigen und oft auch komplizierten  Trittechniken braucht der Sportler eine abnorme Beweglichkeit im Hüftgelenk, auch eine sehr gute Beweglichkeit der Schultergelenke zur Ausführung der Handtechniken ist wichtig. Außerdem braucht der Taekwondoin eine sehr gute Beweglichkeit in der Wirbelsäule, weil eine „steife“ Wirbelsäule häufig die Dynamik der Techniken hemmt.

 

Extreme Beweglichkeit im Hüftgelenk ist für Taekwondo- Techniken nötig (aus Chung, G. / Rothrock, C.: Dynamische Tritte in Perfektion, S.54)

 

„Die anatomisch vorgegebene Bewegungsmöglichkeit kann erst mit einer funktionsfähigen Muskulatur ausgenutzt werden.“ [13] Das bedeutet, das die maximale Schwingungsweite eines Gelenks von der in der Bewegung ausgeübten Kraft des Agonisten und der Dehnbarkeit des Antagonisten abhängt. Ziel des Dehnens ist es also, die hemmende Wirkung der Antagonisten durch eine größere Dehnfähigkeit zu reduzieren. So ist z.B. zur optimalen Ausführung eines Seitwärtstritts eine große Kraftentfaltung der Abduktoren und eine hohe Elastizität der Adduktoren nötig.

 

Jede Taekwondo- Trainingseinheit sollte mit Aufwärm- und Dehnübungen beginnen, der Körper wird durch einen erhöhten Muskelstoffwechsel, eine bessere Nerv- Muskelkoordination, einem besser angepassten passiven Bewegungsapparat, einem adaptierten Herz- Kreislaufsystem und einer erhöhten Atmung auf die bevorstehende Trainingseinheit vorbereitet. Außerdem bereitet man sich durch das Aufwärmen auch mental auf das Training vor, was besonders in einer  Taekwondo positiv zu den Trainingseffekten beiträgt.

 

Zum Beginn des Trainings wird Laufen in verschiedenen Varianten empfohlen, weil dabei die für das Taekwondo wichtigen Beinmuskelgruppen am besten vorbereitet werden (z.B. mit Kreuzschritt, Seitgalopp, Anfersen, Kniehub, etc.).

Dann folgt das Dehnen, welches vor jedem Taekwondo- Training stattfinden sollte, weil es die Beweglichkeit der Muskeln erhöht und weil sonst eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Im Taekwondo werden viele Muskeln über ihre alltägliche Beanspruchung hinaus gebraucht, um einen Fußtritt in Kopfhöhe ausführen zu können, müssen die entsprechenden Muskelgruppen gut vorgedehnt sein, andernfalls kommt es zu Zerrungen oder sogar Muskelfaserrissen.

Zunächst werden Hauptmuskelgruppen wie z.B. die Rückenmuskeln gedehnt. Anschließend werden Muskelgruppen gedehnt, die zur korrekten Ausführung von Taekwondo- Techniken gebraucht werden, wie z.B. die Wadenmuskulatur.

„Die Dehnübungen sollten statischer Art und nicht dynamisch oder ballistisch sein, so dass es nicht zu Muskelverletzungen kommt.“[14] Beim ballistischen Dehnen wird durch wippende Bewegungen kurzzeitig die natürliche Bewegungsmöglichkeit eines Gelenks überschritten, dadurch können massive Schäden am Gelenk entstehen (z.B. Kapselriß). Stattdessen hat sich in der Praxis das statische Dehnen als am effektivsten erwiesen.

Genauso wichtig wie das Aufwärmen und Dehnen am Anfang jeder Trainingseinheit ist das Abwärmen und Dehnen am Ende des Trainings. Ziel des Abwärmens ist es, die Muskeln nach der Anstrengung zu lockern (eventuell „Muskelkater“ vorzubeugen)

Außerdem dient Dehnen der Verletzungsprophylaxe, weil die Muskeln dadurch elastischer werden. Wenn der Taekwondoin z.B. durch eine schnelle Kontraktion des Agonisten versehentlich den Antagonisten sehr stark dehnt, ist dieser durch seine erhöhte Dehnfähigkeit weniger verletzungsanfällig.

 

 

Nach der Erläuterung der konditionellen Anforderungen, die die energetische Basis der Taekwondo- Bewegungen darstellen, wird nun auf die koordinativen Anforderungen eingegangen. Koordination ist allgemein das Zusammenspiel zwischen Nervensystem und der Muskulatur und dient somit der Bewegungssteuerung. Die Koordination wird in sieben verschiedene Fähigkeiten aufgegliedert, welche nun näher mit ihrem Bezug zum Taekwondo beschrieben werden.

 

 

2. Koordinative Anforderungen

 

 

2.1. Kopplungsfähigkeit

 

„Die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen miteinander so zeitlich und räumlich zu koppeln, daß dadurch eine bestimmte Bewegung zustande kommt, wird als „Kopplungsfähigkeit“ bezeichnet.“[15]

Um seine Bewegungen optimal auszuführen, muß der Taekwondoin die Bewegungen seines Rumpfes, seines Kopfes und seiner Arme und Beine zeitlich, räumlich und dynamisch exakt aufeinander abstimmen.

Die Abstimmung soll am Beispiel des Vorwärtstrittes im Sprung verdeutlicht werden.

    

    

 (aus Chung, G. / Rothrock, C.: Dynamische Tritte in Perfektion, S.86)

 

Der Vorwärtstritt besteht aus Teilbewegungen, die nacheinander ausgeführt werden. Eine ideale zeitliche Koordination wird nur durch die rechtzeitige Ausführung aller Teilbewegungen erzielt. Durch die sukzessive Kopplung der Teilimpulse der einzelnen Muskelgruppen (Rumpfmuskeln, Beinmuskeln) wird eine möglichst hohe Trittkraft erreicht, z.B. wird erst nach dem Vollständigen Hub des Knies das Trittbein völlig gestreckt.

Die räumliche Abstimmung wird durch die Abfolge der einzelnen Bewegungen deutlich. So wird z.B. der Tritt erst dann ausgeführt, wenn der Körper nach dem Absprung den höchsten Punkt erreicht hat, dadurch erreicht der Tritt die maximale Höhe.

Die dritte Komponente der Abstimmung der Kopplung von Teilkörperbewegungen ist das dynamische Zusammenspiel der am Tritt beteiligten Muskelgruppen. „Da alle Tritte mit größtmöglicher Schnelligkeit ausgeführt werden sollen, muß auch das Trittbein bis zum Moment der vollen Ausdehnung entspannt bleiben. Erst dann sollte die ganze Kraft (...) nach Art einer kurzen, plötzlichen Explosion angewandt werden.“[16]

Im Taekwondo ist zudem darauf zu achten, daß bei allen Techniken die Impulse vom Rumpf (von der Hüfte) auf die Extremitäten übertragen werden. Das biomechanische Prinzip der Impulserhaltung besagt, daß die größtmögliche Kraft nur durch eine optimale Übertragung der Impulse der Teilkörperbewegungen erreicht wird. Um also eine perfekte Trittechnik auszuführen darf man niemals die Hüftdrehung vernachlässigen, denn ohne eine Drehung würden die Tritte keine Wucht erhalten.

Da das Training der Kopplungsfähigkeit sehr hohe Ansprüche an das Nervensystem stellt, sollte man diese Fähigkeit niemals müde trainieren.

Zum Training neuer oder schwieriger Bewegungen wird das Prinzip der Aufgliederung in funktionelle Einheiten angewandt. Es hat sich in der Praxis als einfach erwiesen, die einzelnen Teilkörperbewegungen bis zur Automatisierung zu trainieren und sich somit Schritt für Schritt der kompletten Bewegung anzunähern. „Hier werden Teile der Zielbewegung isoliert trainiert und danach in eine Bewegungsfolge zusammengesetzt.“[17]

Beim Vorwärtstritt im Sprung würde man also erst den Vorwärtstritt in der Grundform eintrainieren (er besteht aus Kniehub, Hüftdrehung, Beinstreckung etc.). Dann müßte man den richtigen Sprung trainieren (mit richtiger Körperhaltung, maximaler Sprunghöhe etc.) und würde anschließend alle Bewegungen zur kompletten Technik zusammensetzen.

Die Kopplungsfähigkeit kann auch ohne die eigentliche Ausführung von Bewegungen trainiert werden, wie es im Taekwondo oft durch das mentale Training praktiziert wird. Hierzu begibt sich der Taekwondoin an einen ruhigen Platz, schließt die Augen und versucht sich selbst bei der Ausführung der Bewegungen „zuzusehen“. Durch die elektrischen Impulse, die vom Gehirn zu den motorischen Nerven im Rückenmark gelangen, werden diesselben Trainingseffekte wie bei der Ausführung der jeweiligen Bewegung erzielt.

 

 

2.2. Rhythmisierungsfähigkeit

 

Rhythmisierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, einen vorgegebenen Rhythmus aufzunehmen, einen Rhythmus zu initiieren oder zu variieren.

Diese Fähigkeit tritt im Taekwondo besonders beim Wettkampf und beim Laufen der Forme in Erscheinung.

Beim Formenlaufen gilt es, den in ihrer Reihenfolge vorgegebenen Schlag-, Block- und Schrittechniken durch den Wechsel von An- und Entspannung einen Rhythmus zu verleihen. „Diese Bewegungen werden mit der größtmöglichen Entfaltung an Kraft, Schnelligkeit und Genauigkeit gefordert- jedoch unter Berücksichtigung kürzerer und längerer Stopps, die den Fluß und den Rhythmus der Poomse nicht stören dürfen, sondern ausschließlich dazu beitragen, dass sie rhythmisch und fließend wirkt.“[18] Ein Formenläufer muß also selbst einen Rhythmus initiieren, er setzt einen inneren Rhythmus also in Bewegungen um.

Im Wettkampf muß der Sportler den Rhythmus des Gegners aufnehmen, um sich entweder an ihn anzupassen oder ihn zu variieren. Durch die Anpassung an den Rhythmus des Gegners kann man sich eigene Vorteile verschaffen. Befindet sich der Gegner gerade in einer Entspannungsphase, sollte man selbst schon wieder für einen Schlag bereit sein, was der eigenen Anspannungsphase entspricht. Man versucht also, sich dem gegnerischen Rhythmus entgegengesetzt anzupassen, so dass er in seiner Entspannungsphase durchbrochen werden kann.

Eine andere Möglichkeit, einen Kampf zu dominieren, ist, dem Gegner den eigenen Rhythmus „aufzuzwängen“. Dadurch wird er gezwungen, sich anzupassen und durch den ungewohnten Rhythmus ergeben sich gute Treffermöglichkeiten.

Ziel des Trainings der Rhythmisierungsfähigkeit ist, den Rhythmus der eigentlichen Bewegung durch Üben einfacherer Bewegungen mit einem ähnlichen Rhythmus zu beherrschen. „Weist die Zielbewegung einen Rhythmus auf, dann versucht man auf diesem Weg über die Schulung des Rhythmus zur Bewegungsausführung zu gelangen.“[19]

Bei Taekwondo Techniken ist ein Rhythmus immer besonders stark im Wechsel zwischen An- und Entspannung zu erkennen. Eine gute Übungsform zur Verbesserung der Rhythmisierungsfähigkeit ist die Ausführung sehr einfacher Techniken, bei denen verstärkt darauf geachtet wird, sich auf den Entspannungs- Anspannungswechsel zu konzentrieren. (Bei jeder Schlagtechnik dürfen die beteiligten Muskeln erst am Endpunkt des Schlags angespannt werden, weil sonst die Gegenspieler der zum Schlag nötigen Muskeln hemmend wirken). Man nimmt z.B. eine tiefe Parallel- Fußstellung ein und auf ein Signal des Trainers, daß alle zwei Sekunden erfolgt, führt man eine vorher festgelegte Block- Schlag- Kombination aus.

 

 

2.3. Orientierungsfähigkeit

Orientierungsfähigkeit hilft, eigene Bewegungen auf die Umgebung und auf Fremdbewegungen einzustellen.“[20]

Die Festlegung des eigenen Körpers in der Umgebung ist die Voraussetzung, eine Bewegung auf ein Ziel hin auszurichten. Solch ein Ziel ist im Taekwondo ein z.B. Brett, das zerschlagen werden soll, oder die Zielpunkte bei einem  Übungspartner beim Wettkampf. Der Sportler muß zuerst die Stellung seines Körpers im Raum ausmachen, um dann seine Bewegungen zielgerichtet auszuführen.

Eine gute Orientierungsfähigkeit wird beim Üben von Formen benötigt. Der Taekwondoin muß seine Techniken genau in die richtige Richtung machen, um die Form am Anfangspunkt wieder zu beenden.

      

Eine ausgeprägte Orientierungsfähigkeit ist zum Formenlaufen unerlässlich.(aus Gil, K. / Chul-Hwan, K.: Taekwondo Perfekt 1. Die Formenschule bis zum Blaugurt, S.164-165)

Die Einstellung auf Fremdbewegungen wird bei allen Zweikampfformen gebraucht. Die richtige Reaktion auf Angriffe, auf Finten und auf Abwehrtechniken beruht auf einer gut ausgebildeten Orientierungsfähigkeit. Auch Fähigkeiten wie ein gutes Timing sind auf eine gute Orientierung zurückzuführen.

Timing beschreibt „mit einem Wort den Zusammenhang der Veränderung der eigenen Position und der Gegenstände (hier auch Gegner) auf die sich die Orientierung bezieht, unter Berücksichtigung räumlicher und zeitlicher Dimensionen.“[21] Ein gutes Timing wird z.B. von einem Wettkämpfer, der rechtzeitig eine Kontertechnik ausführen soll, benötigt. Um erfolgreich zu treffen, darf die Verteidigungstechnik nicht zu früh oder zu spät ausgeführt werden.

Eine ausgeprägte Orientierungsfähigkeit ist also Voraussetzung für das Timing, ebenso ist sie Bedingung zum richtigen Einschätzen von Entfernungen (=Distanzgefühl).

Distanzgefühl ist die Fähigkeit zum richtigen Abschätzen des Abstands vom Zielpunkt zum eigenen Körper, was für die effektive Anwendung jeder Taekwondo- Technik gebraucht wird. Verfehlt eine Technik ihr Ziel oder ist das Ziel (ein Partner, der sich auf jemanden zu bewegt) im Moment der Ausführung schon zu nahe, um getroffen zu werden, war die Angriffsbewegung sinnlos.

 

Eine gute Übung zum Training der Orientierungsfähigkeit ist das Formenlaufen mit geschlossenen (verbundenen) Augen. Manche Taekwondoin besitzen die Fähigkeit, beim Laufen einer Poomse mit verbundenen Augen mit der letzten Technik ein Brett zu zerschlagen.

Dadurch, dass sich der Sportler nicht mehr optisch orientieren kann, wird seine Orientierungsfähigkeit durch verstärkten Einsatz anderer Sinne (hier vor allem das Fühlen) trainiert.

Zum Training der Abstimmung auf Fremdbewegungen und zur Verbesserung des Distanzgefühls werden am besten Partnerübungen durchgeführt. Hierbei greift ein Partner an, der andere verteidigt sich durch Ausweichen, Blockbewegungen oder direkte Konter. Am effektivsten ist die Übung, wenn der Verteidiger die Angriffstechnik vorher noch nicht weiß.

 

2.4. Reaktionsfähigkeit

 

Reaktionsfähigkeit ist die Fähigkeit zur unmittelbaren, zweckmäßigen motorischen Reaktion auf ein äußeres Signal.

Für das Taekwondo bedeutet das, dass die schnelle Verarbeitung der meist optischen Signale (in der Selbstverteidigung häufig auch taktile Signale) Voraussetzung zum schnellen Handeln sind.

Die Reaktionsfähigkeit zeigt sich in drei verschiedenen Reaktionstypen: der einfachen Reaktion, der Wahlreaktion und der komplexen Reaktion.

Im Taekwondo tritt meistens die Wahlreaktion und die komplexe Reaktion auf, die einfache Reaktion, bei der eine vorgegebene Bewegung auf Signal ausgeführt wird, wird fast nie gebraucht.

Wenn ein Sportler die Möglichkeit hat, auf ein Signal mit verschiedenen motorischen Aktionen zu reagieren, spricht man von einer Wahlreaktion. Ein Beispiel dafür wäre die Abwehr einer vorher abgesprochenen Angriffstechnik. Ein Partner greift z.B. immer mit einem Fauststoß an, der andere hat verschiedene Möglichkeiten der Abwehr.

„Besteht die Aufgabe darin, in einer komplexen Situation auf mehrere Signale zu reagieren, so spricht man von einer komplexen motorischen Reaktion.“[22] Dieser Reaktionstyp wird also in allen freien Kampfsituationen, bei dem Angriffstechniken vorher nicht bekannt sind, benötigt. Ein Beispiel, bei dem dieser Reaktionstyp zur Geltung kommt, ist eine Situation, in der ein Verteidiger auf einen Angriff, dem eine Finte vorangegangen ist, reagieren muß.

Taekwondo- Wettkämpfer brauchen eine ausgezeichnete Reaktionsfähigkeit (aus Gil, K.: Taekwondo. Koreanischer Kampfsport, S.173)

 

Die Reaktionsfähigkeit ist nur sehr schlecht trainierbar, da sie von der schnellen Leitfähigkeit der motorischen Nerven abhängt und diese genetisch vorgegeben ist. Ziel des Reaktionstrainings im Taekwondo ist es, möglichst schnell die richtige motorische Reaktion auf ein äußeres Signal anzuwenden.

Eine Trainingsmöglichkeit hierfür wäre ein Partnertraining mit einem Schlagpolster. Der eine Partner gibt durch das jeweilige Halten des Schlagpolsters Techniken vor, auf die der andere Partner durch die schnelle Ausführung der Schläge auf das Polster reagiert.

 

 

2.5. Gleichgewichtsfähigkeit

 

 

 

Gleichgewichtsfähigkeit ist die Fähigkeit, einen Gleichgewichtszustand zu halten, zu erreichen oder ihn wiederherzustellen.

 

Die Fähigkeit, sein Gleichgewicht zu halten nimmt in einer Kampfkunst wie Taekwondo einen besonders hohen Stellenwert ein, um z.B. einen Fußtritt in Kopfhöhe auszubalancieren benötigt man eine exzellente Gleichgewichtsfähigkeit. Bei allen Taekwondo- Techniken, egal ob in Bewegung oder in Ruhe, muß der Körper in einer bestimmten Lage gehalten werden.

„ Das Gleichgewicht wird unterteilt in statisches und dynamisches Gleichgewicht.“[23]

Statisches Gleichgewicht liegt vor, wenn sich der Sportler in einem ruhigen Zustand befindet. Wenn ein Taekwondo- Sportler z.B. am Ende einer Trittechnik mit gestrecktem Bein verharrt oder er in einer Schrittstellung stehen bleibt, muß er sein statisches Gleichgewicht halten.

Wenn der Körper während einer Bewegung in einem Gleichgewichtszustand gehalten werden soll, wird die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit gebraucht. Dieser Gleichgewichtstyp muß im Taekwondo bei jeder Technik gehalten werden, bei der man sich bewegt.

Häufig werden zur Ausführung von Taekwondo- Techniken Drehungen um die Körperachse ausgeführt, was hohe Ansprüche an die dynamische Gleichgewichtsfähigkeit des Sportlers stellt.

 

Ebenfalls extreme Anforderungen an diese Gleichgewichtsfähigkeit stellen gesprungene Tritte dar, die für das Taekwondo charakteristisch sind. Hierbei muß nach der Absprungphase, bei der Trittausführung und bei der Landung das Gleichgewicht gehalten werden.

Dynamische Gleichgewichtsfähigkeit beim gesprungenen Seitwärtstritt (aus Chung, G. / Rothrock, C.: Dynamische Tritte in Perfektion, S 86)

 

 

 

Zu einer perfekten Ausführung der Techniken im Taekwondo müssen die dynamische und statische Gleichgewichtsfähigkeit sehr gut ausgebildet sein, weswegen sie oft trainiert werden.

 

Zum Verbessern der statischen Gleichgewichtsfähigkeit ist das längere Verharren mit gestrecktem Bein in einer Trittechnik sehr gut geeignet. Auch das Halten des angezogenen Knies (in Seittritt- oder Vorwärtstrittposition) sind ausgezeichnete Trainingsmethoden zur Verbesserung des statischen Gleichgewichts bei Tritten. Eine Steigerung dieser Übungen ist die Ausführung mit geschlossenen Augen.

Für das Training der dynamischen Gleichgewichtsfähigkeit empfehlen sich Sprungübungen, die z.B. mit Drehungen, über Hindernisse oder mit angezogenen Knien ausgeführt werden. Eine sehr fortgeschrittene Übung ist die Ausführung von Trittechniken auf dem Schwebebalken.

 

 

2.6. Umstellungsfähigkeit

 

„Die Fähigkeit, während des Handlungsverlaufs auf Grund wahrgenommener und vorausgenommener Situationsveränderungen das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen, wird als Umstellungsfähigkeit bezeichnet.“[24]

[1] Baumann / Reim: Bewegungslehre, S. 64

Die Umstellungsfähigkeit ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ein Taekwondoin beherrschen muß, um erfolgreich zu kämpfen. Dadurch, dass man häufig auf unerwartete Aktionen des Gegners reagieren muß, ist es wichtig, eigene Bewegungen möglichst schnell ändern zu können. Ein guter Kämpfer muß auf Finten seines Gegners richtig reagieren können und Fehler bei der Antizipation gegnerischer Aktionen einkalkulieren.

Außerdem sollte man Fehler bei der Ausführung eigener Bewegungen möglichst schnell korrigieren können, um schnell wieder kampfbereit zu sein.

Schnelle Umstellung auf Angriffe des Gegners beim Wettkampf (von members.tkdpro.com/highqtkd)

 

Die Umstellungsfähigkeit läßt sich sehr gut mit Partnerübungen trainieren, da sie vor allem hier gebraucht wird. Ein Beispiel dafür wäre der wiederholte Angriff eines Partners mit der gleichen Technik, während der andere beliebig Kontertechniken ausführt. An einem vorher nicht verabredeten Zeitpunkt führt der Angreifer dann unerwartet eine andere Angriffstechnik aus, worauf der Verteidiger durch schnelle Umstellung reagieren muß.

Eine andere Möglichkeit zum Training der Umstellungsfähigkeit ist das Laufen auf einer Bahn, bis der Trainer ein Signal gibt, auf das er eine vorher abgesprochene Bewegungsfolge ausführt (z.B. eine Fauststoßkombination).

 

 

2.7. Differenzierungsfähigkeit

 

Differenzierungsfähigkeit ist die Fähigkeit zu hoher Bewegungspräzision durch die Feinabstimmung von Bewegungen.

Die Differenzierungsfähigkeit wird im Taekwondo vorrangig für eine hohe Zielgenauigkeit der Schlag-, Tritt- und Blocktechniken benötigt. Eine Taekwondo- Technik, die nicht genau ihr Ziel erreicht, ist ineffektiv. Das Prinzip, viel Kraft auf einen kleinen Punkt (z.B. die Fußaußenkante, mit der getreten wird) zu übertragen, wird nur durch eine genaue Bewegungsausführung verwirklicht.

Um die Angriffspunkte bei einem Gegner oder bei einem Bruchtest die Mitte eines Bretts zu treffen, benötigt der Taekwondoin eine ausgeprägte Differenzierungsfähigkeit, diese Fähigkeit ist also elementare Voraussetzung, um präzise zu schlagen.

Hohe Bewegungspräzision durch eine hervorragende Differenzierungsfähigkeit (aus Hong- Hi, C.: Taekwondo. Der koreanische Weg der Selbstverteidigung, S.81)

 

Um seine Differenzierungsfähigkeit zu verbessern, sollte man Tritt- und Schlagtechniken auf ein vorgegebenes Ziel (z.B. ein Schlagpolster) langsam ausführen und dabei darauf achten, exakt den erwünschten Punkt zu treffen. Erst wenn der gewünschte Punkt sicher getroffen wird, sollte man die Schlaggeschwindigkeit erhöhen.

Häufig wird die Bewegungspräzision durch falsch ausgeführte Techniken herabgesetzt. Gegen diesen Fehler empfiehlt sich regelmäßiges Training vor einem Spiegel, bei dem man sich bei der Technikausführung selbst kontrollieren und verbessern kann.

 

 

Durch das Taekwondo- Training verbessert der Taekwondoin körperliche Fähigkeiten wie Kondition und Koordination, jedoch besagt schon der Name Taekwondo, dass es nicht nur aus Hand - und Fußtechniken besteht, mindestens genauso wichtig ist die geistige Entwicklung des Kampfkünstlers, auf die entsprechenden Anforderungen soll nun weiter eingegangen werden.

 

 

3. Psychische Anforderungen des Taekwondo

 

Ein Taekwondo- Sportler muß große Disziplin aufbringen, um Fortschritte in seiner Sportart zu erreichen. Härte gegenüber sich selbst ist die elementare Voraussetzung zum Erfolg in der Kampfkunst, ohne sie wäre das harte körperliche Training nicht durchzustehen. Nur auf dieser Härte kann  ein zielorientiertes Training aufgebaut werden.

Auch wenn ein Sportler exzellente körperliche Fähigkeiten besitzt, wird er ohne Selbstdisziplin keinen Erfolg haben. „Die längerfristige Beschäftigung mit einem Kampfsport, insbesondere ernsthafte kämpferische Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Gegnern, wirken erzieherisch, weil man nicht umhinkommt, viel Geduld, Ausdauer und Behutsamkeit aufzubringen. Will ein Kämpfer Erfolg haben, muß er zielstrebig seine Technik verbessern und darf nicht Zuflucht zu Kraftakten und Gewalt nehmen.“[25] Aufgrund dieser Tatsache genügt es also im Kampfsport nicht, nur körperlich leistungsfähig zu sein, ein starker Wille ist mindestens genauso bedeutend.

Die Wichtigkeit der geistigen Anforderungen im Taekwondo wird auch bereits daraus ersichtlich, daß der Begriff Do im Namen dieser Kampfkunst enthalten ist. Do wird mit Kunst, Weg und Disziplin aus dem Koreanischen übersetzt und beschreibt somit die spirituellen Seiten des Taekwondo. Diese Übersetzungsversuche beschreiben aber nur Teile des Do. Jeder Ausübende dieser Kampfkunst muß für sich selbst herausfinden, was Do ist, weswegen es unmöglich ist, den Begriff mit einem Wort zu umschreiben.

„Im Taekwondo hat Do die Bedeutung der Erkenntnis durch das Üben von Taekwon.“[26] Die Erfahrung, an die Leistungsgrenzen seines Körpers zu gehen, um ein gesetztes Ziel zu erreichen wirkt sich stark auf die Psyche des Athleten aus. Der Sportler trainiert mit seinen Übungen also nicht nur seinen Körper, sondern die Herausbildung der Persönlichkeit ist mindestens genauso wichtig. Die Untrennbarkeit von Körper und Geist, die für viele asiatische Philosophien elementar ist, zeigt sich somit besonders stark in der Kampfkunst Taekwondo.

 

Schon in der ersten Trainingsstunde lernen Anfänger unbequeme Schrittstellungen, die für sie sinnlos erscheinen und teilweise auch schmerzhaft sind. Die meisten Anfänger scheitern bereits hier an der ersten Anforderung des Do, nämlich dem Durchhaltevermögen und hören wieder mit dem Taekwondo- Training auf. Die Fähigkeit, ein gesetztes Ziel durch Ausdauer und unermüdliches Üben zu erreichen ist eine Grundvoraussetzung, um es in der Kampfkunst zu Meistergraden zu bringen.

 

Durch die Steigerung seiner körperlichen Fähigkeiten wird der Taekwondoin selbstbewußter. Hier ist es aber nun wichtig, dass nicht nur die Kampfkraft und das Selbstbewußtsein steigen, sondern auch die Selbstdisziplin. Damit ist unter anderem gemeint, daß sich der Sportler über die Gefährlichkeit seiner Techniken bewußt werden soll. Der Taekwondoin muß lernen, sich z.B. in Notwehrsituationen angemessen zu verhalten und niemanden schwerer zu verletzen, als es zur Selbstverteidigung unbedingt notwendig ist.

Selbstbeherrschung muß auch von einem höhergraduierten Schüler, der mit einem Anfänger trainiert, erbracht werden. Jeder Taekwondoin muß auf seinen Partner acht geben, sonst kann keine Trainingsgemeinschaft langfristig bestehen.

Im Laufe seines Trainings wird jeder Taekwndo- Sportler mindestens einmal eine Niederlage, wie einen verlorenen Wettkampf, einen nicht bestandenen Bruchtest oder eine Verletzung wegstecken müssen. Doch gerade aus diesen Mißgeschicken lernt man am meisten über seine

eigenen Schwächen. Wer hier aufgibt, hat den Sinn des Do nicht verstanden. Ein Taekwondoin, der ein wahrer Meister seiner Kunst werden will, muß versuchen, die Niederlage als Möglichkeit zu sehen, sich zu verbessern. Nirgendwo sonst werden einem die eigenen Fehler so deutlich offenbart, daß man am besten hier aus ihnen lernt. Nur durch langes Üben und die volle Konzentration auf die Reduzierung der eigenen Fehler wird sich dauerhafter Erfolg einstellen.

Die volle Konzentrationsfähigkeit auf eine bestimmte Handlung ist eine weitere psychische Forderung an den Taekwondoin auf seinem Weg zur Erkenntnis über Do. Wenn der Sportler z.B. einen Bruchtest ausführen will, darf er sich nicht ablenken lassen, für ihn darf nur noch die Konzentration auf die bevorstehende Handlung existieren, um die Aufgabe erfolgreich zu bestehen.

Jeder Taekwondoin wird im Laufe seines Trainings mehrmals mit den psychischen Anforderungen dieser Kampfkunst konfrontiert und wird nicht umhinkommen, sich Gedanken über Do, den spirituellen Aspekt von Taekwondo, zu machen.

 

 

C) Schlußbetrachtung

 

Taekwondo ist durch die vielseitigen körperlichen und psychischen Anforderungen ein hervorragendes Mittel, Körper und Geist zu schulen. Durch langjähriges Taekwondo – Training verbessern sich die motorischen und intellektuellen Fähigkeiten des Taekwondoin. Das bedeutet natürlich nicht, das jeder Taekwondo – Sportler weise wird, vielmehr bringt Taekwondo körperlich und geistig rege und gesunde Menschen hervor.

Durch das häufige Trainieren verschiedenster Kampfsituationen hat der Taekwondo – Sportler gelernt, seine Konzentration auf die wesentlichen Dinge um ihn herum zu beschränken. Ein altes, koreanisches Sprichwort lautet: „Tue, was du tust!“, womit die volle Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Handlung, wie sie im Taekwondo oft gebraucht wird, gemeint ist. „ Die wahren Meister des Taekwondo sind für ihre gelassene Art bekannt, die daher kommt, daß sie im Hier und Jetzt – in der Gegenwart – leben.“ [27]

Da Taekwondo ein Mittel ist, sein Leben auf viele Arten zu bereichern, wird es wohl von immer mehr Menschen auf der Welt mit den unterschiedlichsten Erwartungen an diese Kampfkunst betrieben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Vgl.: Gil, K.: Taekwondo. Koreanischer Kampfsport, S.9-10; Hong– Hi, C.: Taekwondo. Der koreanische Weg der Selbstverteidigung; S. 17-20; Park, Y.H. / Park, Y.H: / Gerrard, J.: Taekwondo – Schule. Schritt für Schritt.S.6-9

 

[2] Grosser, M. / Starischka, S. / Zimmermann, E.: Das neue Konditionstraining, S.40

[3] nach Grosser, M. / Starischka, S. / Zimmermann, E.: Das neue Konditionstraining, S. 43

 

[4]Mühlfriedel, B.: Trainingslehre, S.63

[5] Pieter, W. / Heijmans, J.: Taekwondo. Technik / Training / Selbstverteidigung, S.114

[6] Pieter. W. / Heijmans, J.: Taekwondo. Technik / Training / Selbstverteidigung, S.114

[7] Grosser, M / Starischka, S. / Zimmermann, E.: Das neue Konditionstraining, S.110

[8] Pieter, W. / Heijmans, J.: Taekwondo. Technik / Training / Selbstverteidigung S. 75

[9] Peters, W.: Sport- Trainingslehre, S.131

[10] Peters, W.: Sport- Trainingslehre, S.131

[11] Peters, W. Sport- Trainingslehre, S.131

[12] Peters, W.: Sport – Trainingslehre, S.137

[13] Grosser, M. / Starischka, S. / Zimmermann, E.: Das neue Konditionstraining, S.158

[14] Pieters, W. / Heijmans, J. :Taekwondo. Technik / Training / Selbstverteidigung. S.249

[15] Baumann, H. / Reim, H.: Bewegungslehre, S.75

[16] Lee, C.: Dynamische Tritte. Grundlagen für den Zweikampf, S.21

[17] Peters, W.: Sport– Trainingslehre, S.101

[18] Gil, K. / Chul – Hwan, K.: Taekwondo Perfekt 1. Die Formenschule bis zum Blaugurt, S.15

[19] Peters, W.: Sport- Trainingslehre, S.101

[20] Peters, W.: Sport- Trainingslehre, S.97

[21] Baumann, H. / Reim, H.: Bewegungslehre, S.66

[22] Baumann, H. / Reim, H.: Bewegungslehre, S.62

[23] Baumann, H. / Reim, H.: Bewegungslehre, S.78

[24] Baumann, H. / Reim, H.: Bewegungslehre, S. 64

[25] Weinmann, W.: Das Kampfsportlexikon. Von Aikido bis Zen, S.22

[26]Gil, K.: Taekwondo. Koreanischer Kampfsport, S.9

 

[27] Y. H. Park / Y. H. Park / J. Gerrard: Taekwondo – Schule. Schritt für Schritt., S.192